in memoriam Wolfgang Müther
Teilnahme des Aero Clubs Kropp e.V. beim Deutschlandflug 2022
Mit unserer D-MXPW (Stephanie und Sven Seidel), der D-KIEC (Rolf und Rouven Obelöer) und der privaten D-EKTJ (Jennifer Doerkopf und Stefan Sendtko) nahmen vom 16.-18. Juni drei Teams unseres Vereins am diesjährigen Deutschlandflug von Osnabrück-Atterheide über Nordhorn-Lingen und Ganderkesee nach Rendsburg-Schachtholm teil.
Was ist überhaupt der Deutschlandflug?
Der Deutschlandflug findet, wenn Corona nicht gerade alles durcheinander bringt, alle zwei Jahre statt und wird vom Deutschen Aero Club (DAeC) ausgerichtet. Dabei werden innerhalb von 3 Tagen in zwei Gruppen, der Wettbewerbs- und der Touringgruppe, mehrere Flugplätze angeflogen. Während in der Touringgruppe die Piloten im lockeren Verband von einem zum nächsten Flugplatz fliegen, um dort an verschiedenen Unternehmungen teilzunehmen, müssen die Piloten der Wettbewerbsgruppe auf ihren Strecken gestellte Aufgaben lösen.
Vor jedem der insgesamt vier Wertungsflüge erhielten die Teilnehmer einen Umschlag mit der zu fliegenden Strecke, Wendepunkt- und Streckenbildern und einem Lösungsbogen.
Während des Fluges galt es, die durch Wegpunkte beschriebene Strecke möglichst exakt und zu einer bestimmten Zeit (möglichst auf die Sekunde genau) abzufliegen. Von jedem Wegpunkt gab es eine Luftaufnahme und die Crew musste entscheiden, ob das Bild dem Wendepunkt entsprach oder nicht. Zusätzlich gab es Luftaufnahmen entlang der Strecke, (Streckenbilder), die die Crew während des Fluges finden und deren genaue Position bestimmen musste. Als letzte Aufgabe mussten die Piloten eine Ziellandung absolvieren und nach Möglichkeit in einem 3 Meter langen Feld aufsetzen. Bei zeitlichen oder räumlichen Abweichungen an den Wegpunkten, nicht gefundenen oder falsch eingezeichneten Bildern und Landungen außerhalb des Landefelds, wurden Strafpunkte vergeben, so dass am Ende die Crew mit den wenigsten Punkten gewann.
In der Wettbewerbsklasse traten dieses Jahr 30 Crews, drei davon aus Kropp, an.
In der Touringgruppe waren es weitere 30 Mannschaften. Die Strecken und Zielflugplätze waren zur Entzerrung getrennt, am Ende trafen sich dann alle Besatzungen in Rendsburg- Schachtholm wieder.
Für uns ging es am ersten Tag bei viel Sonnenschein und bis zu 24 °C von Osnabrück- Atterheide um Münster herum, an Gütersloh vorbei, über den Teutoburger Wald hinweg nach Nordhorn-Lingen.
Am Abend fand in einem Gasthaus bei Lingen die Eröffnungsfeier statt und wir konnten uns an einem tollen Buffet erfreuen.
Am zweiten Tag brachte eine schwache Warmfront dichtere Schichtbewölkung, dafür aber auch deutlich weniger turbulente Flüge. Wir flogen zunächst von Nordhorn-Lingen die Ems entlang, gen Norden an Meppen und Papenburg vorbei, über den Dollart an die ostfriesische Nordseeküste. Dann ging es nördlich von Wilhelmshaven nach Rodenkirchen und
weiter westlich der Weser entlang Richtung Süden an Brake und Elsfleth vorbei zur Landung nach Ganderkesee. Nachmittags gab es von Ganderkesee aus noch einen Rundkurs um Oldenburg herum wieder nach Ganderkesee. In Ganderkesee war direkt am Flugplatz ein vorzügliches Restaurant mit angeschlossenem Hotel, so dass wir den Abend wieder alle gemeinsam verbrachten.
Am letzten Tag ging es bei wieder sonnigerem Wetter und einem etwas lebhafteren Nordwestwind von Ganderkesee nördlich der Weser entlang nach Bremerhaven. Dann weiter über die Elbe an Glückstadt und südlich an Itzehoe vorbei zurück an die Elbe nach Brunsbüttel, den Nord-Ostsee-Kanal entlang bis Hochdonn, nach Meldorf, wieder an den Kanal zur Grünentaler Hochbrücke und abschließend zur anspruchsvollen Seitenwindlandung nach Rendsburg.
Alle Strecken waren landschaftlich äußerst reizvoll und konnten auf Grund des guten Wetters wie geplant geflogen werden. Die Organisation war sehr gut, wir wurden an jedem Flugplatz herzlich empfangen, für Verpflegung zwischendurch und Tankmöglichkeiten war gesorgt, Shuttle-Möglichkeiten zu den Hotels waren organisiert und das Orgateam stand stets für Fragen zur Verfügung.
Während die Kropper Motorsegler Crew seit vielen Jahren routiniert an solchen Wettbewerbsflügen teilnimmt, sind die anderen beiden Crews noch „recht frisch“ im Bereich der Rallyefliegerei und waren zum ersten Mal beim Deutschlandflug dabei.
Fliegerisch war es für uns alle eine wertvolle Erfahrung, wir haben viel dazu gelernt und uns mit jedem Flug verbessert. Während der Vorbereitungs- und Flugzeit von meist rund 2,5 Stunden sind beide Crewmitglieder voll konzentriert. Zunächst werden Kurse und Minutenstriche eingezeichnet, die Streckenbilder sortiert, dann pünktlich zur vorgegebenen Startzeit selbstständig starten, die Wendepunkte finden, auf die Sekunde genau überfliegen, dabei prüfen, ob das vorgegebene Bild korrekt ist, oder nicht und mit den Augen noch immer auf der Strecke auf der Suche nach den 18 Streckenbildern. Nach dem letzten Wegpunkt, dem sogenannten Finalpoint, einmal kurz tief durchatmen. Der Copilot trägt dann schon die ersten Ergebnisse in den Lösungsbogen ein und der Pilot bereitet sich auf die abschließende Ziellandung vor. Abrollen, Flieger aus, gemeinsam die letzten Ergebnisse eintragen und dann alles hoffentlich pünktlich an den wartenden Helfer zur Auswertung übergeben. – Puh geschafft!!! –
Dennoch blieb während der Flüge immer etwas Zeit, die schöne Landschaft zu bewundern, z.B. große Containerterminals, einsame Leuchttürme, den Teutoburger Wald und den Dollart. Dazu kamen überraschende Erkenntnisse, wie dass man auch aus geschlossenen Flugzeugen die Navigationskarte verlieren, eine Böe im falschen Moment einem die Ziellandung vermiesen und dass gut ausgeprägte Thermik eine Herausforderung für den einen oder anderen Magen sein kann.
Nach dem Rückflug nach Kropp und der Reinigung von Flugzeug und Crew ging es zwar geschafft, aber dennoch glücklich und zufrieden zur Abschlussveranstaltung in die Holstenhallen nach Neumünster.
Dort ließen wir die Veranstaltung gemeinsam ausklingen, ehrten die Sieger, dankten den Veranstaltern und genossen einen geselligen Abend.
Fazit:
Insgesamt haben wir mit unseren 3 Teams in diesen 3 Wettbewerbstagen, An-und Abflug nicht mitgerechnet, eine Flugzeit von etwas über 23 Flugstunden gesammelt.
Alles in Allem eine Veranstaltung, die nach entsprechender theoretischer und praktischer Vorbereitung, für all diejenigen zu empfehlen ist, die ihren fliegerischen Horizont in einem professionell organisierten Umfeld erweitern wollen und an vereinsübergreifendem Austausch interessiert sind.
