Fliegerstammtisch (6.11.2015)

Der erste Fliegerstammtisch des Aero Club Kropp e.V. fand am 6.11.2015 unter reger Beteiligung von Piloten, Fluglehrern und Flugschülern statt.

Am Anfang des Fliegerstammtisches gab es eine Einleitung von Harald Muhl zu dem Ablauf. Harald hat kurz erklärt, dass wir mit dem Fliegerstammtisch eine öffentliche Runde schaffen möchten, bei der vom Flugschüler bis zum erfahrenen Fluglehrer und auch nicht Vereinsmitglieder ein offenes Ohr finden, um etwas über die Fliegerei zu lernen. Diese Runde soll in Zukunft immer ein Einstiegsthema haben, zu der jemand etwas vorbereitet. Danach kann jeder seine Fragen und Anregungen loswerden.

Bei dem ersten Fliegerstammtisch wurden Ideen für kommende Fliegerstammtische gesammelt und viele Themen auch schon angeregt diskutiert.

 

Ein Thema des Abends beschäftigte sich mit der Technik des Anlassers bei Rotax Motoren. Dabei wurde das Verfahren beim Anlassen dahingehend erläutert, dass es sich sehr von dem Anlassen eines Autos unterscheidet. Der Anlasser ist so konstruiert, dass er so lange betrieben werden kann, bis der Rotax Motor vollständig läuft, auch wenn die Drehzahl des Rotax Motors die Drehzahl des Anlassers übersteigt. Es ist contra produktiv, den Anlasser-Schalter / -Schlüssel zu früh los zu lassen. Dabei kann es dazu kommen, dass der Rotax Motor nicht anspringt und sogar kurz in die falsche Richtung zurückschlägt.

Für das Anlassen der C42 im Winter ist es besonders Wichtig, den Choke und die Vergaser Vorwärmung   zu ziehen und kein Gas zu geben! Die Vergaser Vorwärmung bleibt nach dem ziehen draußen und muss dann Vorsichtig wieder reingeschoben werden. Vorsichtig deshalb, weil der doch sehr dünne Draht recht leicht verbogen werden kann.

Gleich bei diesem ersten Thema wurde in der Runde der Wunsch geäußert mehr von solchen technischen Details zu hören, um ein besseres Verständnis für die eine oder andere Anweisung in den Checklisten der Flugzeuge zu bekommen. Daher wird es voraussichtlich im Januar oder Februar ein technisches Thema als Einstiegsthema für den Fliegerstammtisch geben.

Apropos Vorträge. Die Vorträge sollen nicht lange dauern, so dass an einem Abend noch genug Zeit für Diskussionen, Fragen und weitere Themen bleibt. Es sollen keine endlos langen Einzelvorträge sein, bei denen nur zugehört wird. Wir geben aber auch keine maximale Dauer vor, da auch Zwischenfragen gerne gesehen sind.

Am 11. Dezember 2015 findet unser nächster Fliegerstammtisch statt. Als Einstiegsthema wird Rolf Bruhn von seinen Erfahrungen beim Drachenfliegen berichten. Im Mittelpunkt seines Berichtes wird sein neuer Motorgurt stehen. Dazu hat er auch ein Video vorbereitet!

Außerdem werden Harald und Fabian ihre Erfahrungen bei ihrem ersten Ausflug auf die Insel Föhr, inklusive Videomaterial mit uns teilen.

Irgendwie ist die Runde dann zu dem Thema Flugsicherheit gekommen, da immer wieder die Veranstaltung des Flugsicherheitstages angesprochen wurde. Daraus entstand eine Diskussion das Fliegen mit einem Fluggast.

Es wurde die Frage gestellt, wie sich die erfahrenen Piloten verhalten, wenn bei dem Fluggast Angst festgestellt wird und wie man die Flugangst schon vorher vermeiden könnte. Die klare Aussage war von allen Teilnehmern war, wenn Flugangst aufkommt, dass man zu aller erst so schnell und vorsichtig, wie irgend möglich zurück zum Flugplatz fliegen.

Vor dem Flug sollte man dem Gast einiges im Flugzeug erklären. Besonders wichtig ist bei den Flugzeugen mit Rettungsgerät, den Hebel für das Freisetzen des Rettungsgerätes zu zeigen. So vermeidet man ein versehentliches auslösen. Außerdem sollte dringend erwähnt werden, dass die zwei praktischen Pedale im Fußraum keine Fußablage sind. Es ist in der Vergangenheit öfter vorgekommen, dass Fluggäste unter Stress (Flugangst) verkrampfen und so die Seitenruder blockieren.

Im Flug selbst hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, dem Fluggast Aufgaben zu geben die ihn beschäftigen. Sei es den Luftraum zu beobachten mit der Bitte andere Flugzeuge auch zu melden oder auch nach einem geflogenen Vollkreis (bitte eine sanfte Kurve), den Flugplatz suchen zu lassen.

Als weitere Hilfestellung für den Gastflugpiloten wurde erwähnt, dass ein Fluggast schon genug mit sich selbst, dem Start und dem fliegen an sich zu tun hat. Generell sei es so, dass jemand, der noch nie in einem so kleinen Flugzeug gesessen hat, kein Interesse an steilen Kurven oder schnellen Richtungswechseln hat. Die Erfahrung zeigt, wenn man möglichst sanft und ruhig fliegt, dann hat der Fluggast den meisten Spaß und spuckt einem nicht das Flugzeug voll. Fliegen, wie mit einem rohen Ei.

Wenn ein Fluggast dann doch Mal blass wird, dann eine weitere Aufgabe, am besten im Cockpit geben. Gut geeignet ist der Höhenmesser. Kurz erläutern, was dieses runde Teil so anzeigt und dann darum bitten, immer darauf zu achten, dass es z.B. auf 2000 ft stehen bleibt und bei einer Abweichung von mehr als 100 ft etwas zu sagen.

Das reicht ab und zu auch nicht aus und ein Fluggast droht ohnmächtig zu werden. Dann gilt es so schnell, wie möglich die Gurte des Fluggastes fest anzuziehen. Sobald der Fluggast ohnmächtig ist und im Flugzeug nach vorne oder zur Seite sackt und die Gurte die Position nicht ausreichend stabilisiert, kann es dazu kommen, dass bei z.B. der C42 der Steuerknüppel in der Mitte zur Seite und nach vorne gedrückt wird.

Soweit soll es natürlich gar nicht erst kommen, da bietet es sich an, fast direkt nach Erreichen der Mindesthöhe bestimmte Landmarken zu zeigen, wie Z.B. Schleswig oder bei guter Sicht Kiel Mettenhof. Es sollte vermieden werden, dass der Fluggast direkt nach unten schaut. Weiterentferntere Ziele bieten sich mehr an.

In der Vergangenheit ist es ab und zu auch bei Motorflugzeugen und Trikes zu Sicherheitsaußenlandungen gekommen. Bei diesem Thema wurde angemerkt, dass laut aktuell geltenden Regeln ein wieder starten erlaubt ist, wenn es sich um Außenlandung aus Sicherheitsgründen handelt. Niemand darf einen dann von einem Start abhalten, auch der Besitzer des Außengeländes darf keinen Einspruch einlegen. Allerdings ist es bei jeder Landung außerhalb eines Flugplatzes so, dass die angerichteten Flurschäden beglichen werden müssen. Außerdem muss der Pilot dem Besitzer Auskunft über Namen und Wohnsitz des Halters, des Luftfahrzeugführers sowie des Versicherers geben.

Aber was unterscheidet denn nun eine Sicherheitsaußenlandung von einer Notlandung? Das ist im Luftverkehrsgesetz §25 genau beschrieben. Es handelt sich um eine Landung außerhalb eines Flugplatzes, die keine Genehmigung der zuständigen Behörden benötigt und aus Gründen der Sicherheit stattgefunden hat (http://www.gesetze-im-internet.de, 2015):

„… die Landung aus Gründen der Sicherheit oder zur Hilfeleistung bei einer Gefahr für Leib oder Leben einer Person erforderlich ist. Das Gleiche gilt für den Wiederstart nach einer solchen Landung…“

Wenn allerdings z.B. ein kapitaler Motorschaden vorliegt und kein Wiederstart erfolgen kann, dann kommt ein Pilot nicht darum herum die zuständigen Behörden zu informieren.

Es wurde zu dem Thema angemerkt, das immer der Grundsatz gelten sollte „Zur Sicherheit Lande ich, Damit kein Notfall eintritt“!

Wie hoffen, dass diejenigen, die schon eine Außenlandung erfolgreich absolviert haben, bei einem der nächsten Fliegerstammtische mit Bildern davon ausführlich berichten. Gerade interessant ist es, wie es letztendlich zur Auswahl des Landefeldes kam. Außerdem wäre es schön zu hören, wo die Unterscheide bei Außenlandungen von Segelflugzeugen, Trikes, UL-Dreiachser und Motorflugzeugen zu finden sind.

Es wurden weitere interessante Themen für die Fliegerstammtische im neuen Jahr gesammelt und auch gleich ein grober Zeitplan aufgestellt.

 

– Januar: Flugzeug-Technik

– Februar: Leitlinien der Navigation

– März: Flugfunk refresher

 

Weitere Themen ohne Zeitplanung wurden auch angesprochen, wie z.B.

– Vortrag von einem Deutschlandflug unserer Vereinsmitglieder

– die Organisation eines „Tag der offenen Tür beim Aero Club Kropp e.V.“,

– gemeinsame Ausflüge

– Technik Museum in Kiel-Wik

– Stauning Flugzeugmuseum

– Deutsches Luftschiff- und Marinefliegermuseum Nordholz

– Gemeinsames anschauen von Fliegerfilmen

– Seitenwind: Erst Theoretisch, dann am Hungrigen Wolf im Simulator

Clemens Richter schlug vor den UL-Streckenflugpreis wieder aufleben zu lassen und die gesamte Runde war begeistert. Für viele in der Runde war es das erstem Mal überhaupt davon zu hören. Dazu wird es mehr Informationen geben, sobald das mit dem UL Referenten besprochen wurde.

Wir rissen an dem Abend auch noch diverse weitere Themen an, wie eine Unfallversicherung für den Risikosport, den wir betreiben, außerdem wurden die verkürzte Platzrunde und die Umkehrkurve kontrovers diskutiert. Wobei bei der Umkehrkurve jeder Pilot vor dem Start seine persönliche Entscheidung treffen muss. Die Entscheidung, ob und wann eine Umkehrkurve überhaupt sinnvoll ist, hängt vom geflogenen Muster, den Windverhältnissen und nicht zuletzt von dem Übungsstand des Piloten ab. Vielleicht ist es für den einen oder anderen Piloten bei uns im Verein an der Zeit mit einem Fluglehrer die Umkehrkurve genauer zu erörtern, wie man die Entscheidung vor dem Start trifft.

Während des Fliegerstammtisches hat uns Manu mit kalten und warmen Getränken versorgt und das Abendessen war ein richtiger Genuss.

Diese Zusammenfassung kann nur einen groben Eindruck von dem Abend vermitteln und ist auch kein vollständiger Bericht über alles, was besprochen wurde. Aber wir hoffen, dass zu erkennen ist, wie informativ und gesellig der erste Fliegerstammtisch war.

Wir freuen uns auf den nächsten Fliegerstammtisch am 11.12.2015!