Fliegen: Hobby mit Suchtgefahr

“Fliegen bedeutet für mich, frei zu sein”, schwärmt Sven Seidel. Seit vielen Jahren ist der leidenschaftliche Pilot Mitglied im Aero Club Kropp und dort auch ehrenamtlich als Fluglehrer tätig. Vor jedem Abflug wird gewissenhaft die Checkliste durchgegangen und dann geht es los. Die Startbahn ist eine grüne Wiese.

Nach wenigen Augenblicken sind wir in der Luft. Seidel steuert das vereinseigene Ultraleichtflugzeug in Richtung Schlei. Die gelben Rapsfelder leuchten um die Wette, Segelschiffe treiben wie kleine Spielzeugboote auf dem glänzenden Wasser und Kappeln ist nach fünfzehn Minuten Flugzeit erreicht – der Blick auf die Ostsee ist grandios.

Aktuell leuchten die Rapsfelder strahlend gelb – fotografiert beim Rundflug über die Schlei.

“Achtung, Fliegen macht süchtig”, scherzt Seidel. So mancher Fluggast habe sich nach einem Rundflug entschieden, selbst den Flugschein zu machen. Der Flugplatz, zwischen Kropp und Jagel unweit der B77 gelegen, gehört dem Aero Club Kropp, ebenso gehören dem Verein zwei Motorflugzeuge, zwei Ultraleichtflugzeuge sowie drei Segelflugzeuge. Einige Vereinsmitglieder haben auch eigene Flugzeuge untergebracht.

Seit vielen Jahren ist Sven Seidel Mitglied im Aero Club Kropp und dort auch ehrenamtlich als Fluglehrer tätig.

Aktuell zählt der Verein etwa 100 aktive und 40 fördernde Mitglieder. Das Vereinscafe wird von der Ehefrau eines Mitglieds betrieben. Kuchen, Würstchen und Getränke können im Clubheim oder bei schönem Wetter auf der Terrasse direkt an der Start-und Landebahn genossen werden. “Gäste sind bei uns jederzeit zu unseren Öffnungszeiten willkommen, nicht nur zum Kaffeetrinken sondern gerne auch zum Mitfliegen”, betont Pressereferent Jürgen Haber. Der Flugbetrieb findet größtenteils am Wochenende und in der Woche nach Feierabend statt. Eine Winterpause gibt es zwar nicht, dennoch wird im Winter wetterbedingt naturgemäß weniger geflogen.

“Bei uns werden die Sicherheitsbestimmungen groß geschrieben”, erläutert Fluglehrer Uwe Nobis. “Wer länger als 90 Tage nicht geflogen ist, muss eine Platzrunde mit Fluglehrer und drei Platzrunden alleine fliegen, bevor er wieder Passagiere mitnehmen darf.” Das gilt auch für alte Hasen: Jürgen Haber möchte seiner Frau am Abend die Rapsfelder aus der Luft zeigen, ist aber länger nicht geflogen. Also heißt es für ihn, eine Platzrunde mit Nobis zu drehen und drei alleine. Natürlich kein Problem.

Für den 83 jährigen Waldemar Mumm ging ein Wunsch in Erfüllung. Der ehemalige Flieger gab vor zwei Jahren seinen Flugschein ab und flog nun als Gast mit Arne Schierenbeck im Motorsegler. “Es war ein wunderschöner Rundflug”, schwärmt das Ehrenmitglied. Adi Ast hat sich bereits für einen Flug mit dem Trike fertig gemacht. Kurzerhand wird das geplante Gruppenfoto um Adi herum arrangiert. Die Stimmung im Verein ist locker und freundschaftlich. “Bei uns kann jeder mitmachen: Von Schüler, Student, Handwerker bis Arzt reicht das Spektrum unserer Mitglieder”, schildert Nobis. Auch die Ausbildung sei überschaubar, erläutert Seidel und zählt auf: “Nach der Tauglichkeitsbescheinigung durch den Fliegerarzt und der Aufnahme im Verein folgen die Flugstunden und der theoretische Unterricht. Im Schnitt werden 30 bis 40 Flugstunden benötigt, dann folgt die Prüfung. Außerdem muss noch das Sprechfunkzeugnis erworben werden, damit man alleine fliegen kann.”

Zum Schluss noch ein Besuch im Tower: Hier arbeitet Jennifer Doerkopf hoch konzentriert und ebenfalls ehrenamtlich. “Wenn viele Starts und Landungen stattfinden, ist es schon eine Herausforderung”, schildert die junge Frau, aber zwischendurch gebe es dann wieder ruhige Phasen, wo man sich erholen könne.

18 Arbeitsstunden muss jedes Vereinsmitglied im Jahr leisten. “Wer das zeitlich nicht hinbekommt, darf die Stunden mit Geld entgelten,” erklärt Haber und ergänzt: “Fliegen ist bei uns im Verein kein elitärer Sport und für jeden bezahlbar.”

Artikel von Anja Hasler (shz, 15.05.2019, https://www.shz.de/23827207)